Der Empathie-Kanal

Liebe Freunde

finden Sie Mitgefühl gut? Empathie? Emotionale Intelligenz? Es ist heute in Mode, dass wir unserer Innerstes immer mehr öffnen. Gott sei Dank, dass die dunklen Jahrhunderte der Gefühlsverkrustung endlich vorbei sind.

Aber geht es Ihnen manchmal auch so? Sie sehen sich eine Sendung im Fernsehen an und plötzlich sind Sie genauso entrüstet wie der Mensch auf der Mattscheibe; oder Sie sind genauso voller Mitgefühl, sind wütend, fühlen sich angegriffen, ohnmächtig etc.

Zuständig ist dafür in Ihrem Gehirn etwas, das die Neurowissenschaften Spiegelneuronen nennen. Durch bloße Beobachtung eines anderen Menschen haben Sie seine Gefühle an der Backe.

Wollten Sie diese Gefühle überhaupt haben? Hat Sie der Bildschirm verhext? Was ist passiert?

In den allermeisten Fällen starren wir auf die Mattscheibe und sind von den vielen Lichtern, Farben, Bildern, schnellen Schnittfolgen, schnell ausgetauschten Argumenten, kurz gesagt, von der ganzen Informationsflut, völlig überfordert und wie hypnotisiert. Wir glauben zwar, dass wir unseren Verstand noch hätten und unser Urteilsvermögen, dennoch sind wir im Banne des Bildschirms, vollautomatisch, ohne dass uns bewusst ist. Da ist beispielsweise etwas, das wir spontan als sympathisch empfinden, etwas anderes als unsympathisch, und schon sind wir in diesem Spiel gefangen.

Je emotional aufgeladener ein Thema bespielt wird, desto mächtiger entfaltet sich die Wirkung der Spiegelneuronen in uns. Was können wir also tun?

Wenn wir in kontinuierlichem Kontakt stehen mit unseren inneren Gefühlen, dann können wir auch bemerken, sobald sich da etwas verändert. Wir können uns dann fragen: „Stop, was ist da passiert? Wollte ich das überhaupt?“ Sich diese Frage kontinuierlich zu stellen ist existenziell wichtig für unsere Selbstbestimmung. Das gilt für unsere gesamte Kommunikation, ist aber besonders bedeutsam bei allen Arten des Umgangs mit Bildschirmen (TV, PC, Smartphone …) wegen der Reizüberflutzung und der Professionalität, mit der wir dort manipuliert werden, siehe nur die Werbung.

Geben wir also unsere Aufmerksamkeit nie ganz aus der Hand, sonst sind wir verloren und der Außenwelt vollkommen ausgeliefert. Je mehr wir dies trainieren, desto einfacher und leichter fällt es uns.

Das versteht man unter Empathie: Die Fäjigkeit, die Emotionen eines anderen ganz ruhig und neutral wahrzunehmen und zu deuten … und nicht gleich in Mitgefühl zu verfallen, sobald wir von außen dazu aufgefordert werden. Gerade weil unsere Fähigkeit zum Mitgefühl eine unserer wichtigsten Eigenschaften ist, die uns überhaupt zum Menschen macht, ist es so wichtig, diese nicht unbedacht aus der Hand zu geben.

Wir sollten in der Lage sein, neutral und empathisch die Emotionen anderer Menschen aufmerksam wahrzunehmen, vielleicht braucht ja gerade jemand unsere Hilfe, aber wir sollten uns nicht automatisch und unbedarft von außen in Mit-Gefühle verstricken lassen

… außer es handelt sich um den neuen James Bond. Dem dürfen wir unsere Gefühle im Kino für einige Zeit völlig überlassen … oder lieber doch nicht?

Alleine Sie entscheiden!

Ihr Roland Günther

Bildnachweis: Pixabay (eigene Bearbeitung)

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